Rennradurlaub in der Toskana

Italien geht ja eigentlich immer. Rennradurlaub in der Toskana hatten wir noch nie gemacht und auch noch nicht viel darüber gehört. Aber als wir im kalten Mai 2021 nach einer warmen Region zum Rennradfahren gesucht haben, dachten wir, testen wir das doch mal. Strade Bichane klang irgendwie romantisch. So haben wir dann ganz spontan ein Apartment in einem charmanten Agriturismo in Panzano in der Chianti Region gebucht.

Toskanische Landschaften
Toskanische Landschaften

Schon auf dem Weg zur Unterkunft wurde uns eines schnell klar. Toskana, das ist Rennradfahrer Land. Um Florenz herum wimmelte es geradezu von Rennradfahrern, oft schon älteren Semesters, die sich die Hügel hochquälten. Sehr sehr viele Männer, fast gar keine Frauen. Erster echter Aha-Moment auf der letzten Straße zur Unterkunft dann: ganz schön steil hier. Es reihte sich eine Rampe an die nächste. Und natürlich thronte unser Agriturismo über allem. Gut für den Blick, schlecht für 1,82 Meter auf Rennrad, dachte ich mir.

Rennradurlaub in der Toskana = Höhenmeterwahnsinn

Die erste Tour bewahrheitete dann gleich alle Befürchtungen. Das “Einrollen” brachte gleich mal 1500 Höhenmeter auf nur 55 km zusammen. Jede Straße in Chianti startet quasi mit einer Art Schilder-Parade. Der Hinweis auf Schneeketten reiht sich dort an Steigungswarnungen, Rutschwarnungen, LKW-Verbotsschildern, sowie den Hinweis auf Wellen. Na herzlichen Glückwunsch dachte ich mir. Rennradurlaub in der Toskana ist definitiv etwas für Leute, die gerne leiden. Tu ich eigentlich nicht, aber nun war ich ja schonmal da. Mitgehangen mitgefangen sozusagen.

Strade Bianche, Siena, Eroica

Am nächsten Tag dann gleich volles Programm. Graveln nach Siena, Eroica Strecke. Der Weg nach Siena war noch relativ angenehm. Mein Cannondale Synapse ist jetzt nicht wirklich ein Gravel-Rad und die 32 mm auch nicht unbedingt für lange Gravel Touren geeignet, doch der Start war ok. Kleine Gravel Wege, zum Teil mit wunderschönen Landschaften. Viele Steigungen, aber irgendwann war schon Siena in Sicht. Was für eine Stadt. Ein absoluter italienischer Postkartentraum. Unbedingt zu empfehlen, wenn man in der Region ist. Leider wird man auf dem Hauptplatz mit Rad in der Hand direkt vom Radpolizisten verscheucht. Wohl auch nur in Italien. Erstmal Mittagspause.

Ab Siena hatte ich dann was ganz Feines in unsere Route eingeplant. Eroica Strecke! Italienische Historie. Wenn man hier mit Vintage Bikes lang kommt, wieso dann nicht mit meinem Synapse?!  Dachte ich. Eroica heißt aber auch mit 32 mm sehr viel leid. Nur dunstige Hinterlandstraßen, mit fiesen Löchern und großen Steinen übersät. Noch nie hab ich soviel Staub geschluckt wie an diesem Tag. Ganz nett im Fernsehen anzusehen, in echt irgendwie nur so semi nett. Die Rückfahrt zog sich und zog sich. Und ich war echt froh als wir nach über 9 Stunden, 124 km  und 2400 Höhenmetern wieder Panzano erreichten. Uff. 

Höhenmeterwahsinn = Viel Erholung nötig

Der Tag danach war bei mir nur ne kurze Fahrt drin und den Rest musste ich mich am Pool erholen. Tough Life. Eine Tour sollte aber noch drin sein. Da Anton Höhenmeterwahnsinn plante, brach ich alleine zu einem heißen Tipp eines Einheimischen auf. Ein Eis in San Gimignano. Höhenmeter ließen sich aber auch hier nicht vermeiden und so begab ich mich wieder Rampe nach Rampe auf den Weg. Nach 85 km und wieder fast 2000 Höhenmetern war es dann genug. Keine Rampen mehr für mich. Rennradurlaub in der Toskana war sehr nett, aber ich weiß nicht, ob das mit uns was wird. Vielleicht in meinem nächsten Leben als Bergfahrerin. 

Strecken


Einclimben aus Panzano





Siena Gravel Eroica





Eis in San Gimignano