Rad Race 96 hours ist ein vom Hamburger Rad-Shop und Veranstalter organisiertes Gravel-Event. Wie der Name schon sagt, wird in 96 hours von A nach B gefahren. Das ganze mit allem Gepäck am Rad. Die Route ist aber lediglich eine grobe Vorgabe der Veranstalter. Wer mag, kann das Event auch in weniger Tagen (oder in einem) fahren. Ich hab auch von Leuten gehört, die eine komplett andere Route gefahren sind. Das konnte ich irgendwie nicht nachvollziehen, da man so ja keinen der Teilnehmer jemals sieht außer bei Start und Ziel 😝 . Aber jeder wie er mag. 2022 startete die Route in Ljubljana, Slowenien und es mussten 560 km und 8400 hm bis zum Achensee in Österreich überwunden werden.
Mit dem Bus von München nach Ljubljana
Mit dem von Rad Race für das 96 hours organisierten Bus und 5 anderen Mädels der “Female Cycling Force” ging es aus München gefühlt in Zeitlupe in die slowenische Hauptstadt. Da die Ankunft erst gegen 18 Uhr war, hatten wir keine Zeit mehr, die Stadt zu erkunden oder ähnliches. Als ersten Tipp würde ich hier in Zukunft auf jeden Fall eine eigene frühere Anreise empfehlen, sollte einen das Land/die Stadt interessieren.
Auch der Austausch mit den anderen Radfahrer kam dadurch deutlich zu kurz. Wir mussten leider dringend zum um 20 Uhr schließenden Hotel Check-in. Und dies lag ungünstigerweise 7 km vom 96 hours Check-in entfernt. Im Vorfeld gab es leider wenig Anhaltspunkte, wo genau das ganze Event in Ljubljana stattfinden würde. Eine bessere Planung war daher schlicht nicht möglich (denn wenn einer in Perfektion plant, dann bin ich das). So verpassten wir dann auch das Riders Briefing, da alle einen unglaublichen Hunger verspürten und dringend Carbs gefunden werden musste. Und mit 6 Hungry Girls gehts nicht lange gut 😛
Rad Race 96 hours: Start um 5 Uhr morgens
Am nächsten Morgen um 5 Uhr war dann Start mitten in der Innenstadt von Ljubljana. Und los ging es. Bereits nach ein paar Kilometern bog die Strecke auf den ersten Schotterweg ein. Direkt der erste Test für das Set-Up der meisten. Bananen, Lichter und Taschen flogen einem rechts und links entgegen und wurden schnell von den Teilnehmern wieder eingesammelt. Und dann, als hätte es der slowenische Tourismus-Gott höchstpersönlich geplant: mit der aufgehenden Morgensonne ein wunderschöner gigantischer Regenbogen am Horizont. Ein erhebendes Gefühl für alle Mitfahrer.
Im Laufe von Tag 1 kam man immer wieder mit verschiedenen Teilnehmern ins Gespräch, da das gesamte Fahrerfeld ja dicht beieinander lag. Einige hatten ihre komplette Biwak Ausrüstung dabei und geplant, das ganze so schnell wie möglich zu fahren und wild draußen zu schlafen. Andere hatten (wie wir auch) entlang der offiziellen Start-/Endpunkte der Tagesetappen Unterkünfte gebucht. Wieder andere hatten ihr Zelt dabei und hangelten sich von Campingplatz zu Campingplatz. Für jeden Geschmack was dabei. Tag 1 hatte noch mehr zu bieten. Die Landschaft durch die slowenischen Berge war atemberaubend und das berühmte Soča Tal hielt, was es versprach: landschaftliche Perfektion. So erreichten wir am Ende bon Tag 1 den Triglav Nationalpark.
An Tag 2 stand dann gleich als erstes der Vršič Pass an, Sloweniens höchster asphaltierter Gebirgspass. 991 Höhenmeter mit einer Durchschnittssteigung von 7,7 % galt es zu überwinden. Mitgeliefert wurde ein wunderbares Blicken in die Berge (mir persönlich ja das wichtigste beim Radfahren). Ein wahrer Rennradtraumberg.
4 Etappen mit 560 km und 8400 hm
In insgesamt 4 Etappen (und damit für uns 4 Tagen) schlängelten wir uns also von Slowenien, über Italien nach Österreich durch die Landschaft. Hatten wir vorher alle großen Respekt vor der Tatsache, dass das ganze ein Gravel-Event auf Gravel-Straßen ist, mussten wir irgendwann leider feststellen, dass der Gravel Anteil sich doch deutlich in Grenzen hielt. Meistens wurde die Strecke nur kurz über einen Waldweg von der Hauptstraße weggeführt. In Italien waren wir gefühlt nur auf dem Haupt-Radweg mit sehr vielen E-Bikern unterwegs. Sehr schade, da für mich der Hauptgrund Gravel zu fahren eigentlich der ist, dass man an Orte kommt, die man mit dem Rennrad nicht erreichen würde. Hier hätte es für die Veranstalter vielleicht mehr Sinn gemacht, weniger km und dafür mehr Gravel einzuplanen.
An Tag 4 erreichten wir dann endlich den Achensee. Wurde auf der Homepage noch eine große After-Show-Party angekündigt, fiel diese aus unerfindlichen Gründen aus. Tat mir bisschen leid für die Leute, die da schon 2 Tage rumsaßen. Der schnellste war nämlich bereits nach 28 Stunden am Ziel…. mit nur 11 Minuten Pause. Ich sag da jetzt mal nichts zu. Insgesamt trotzdem eine Grenzerfahrung. Mit so einer großen Gruppe bikepacken hat mich mental doch irgendwie an meine Grenzen gebracht. Nächstes Mal vielleicht lieber wieder zu zweit entspannt 🙂