Die Provence: Malerischen Lavendelfelder, guter Wein und entspannte Atmosphäre. Über allem thront der “Riese der Provence”, der Mont Ventoux. Einmal im Jahr findet genau am Fuße dieses Berges der Mont Ventoux Gran Fondo von Lapierre statt.
Was genau ist ein Gran Fondo? Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Jedermann-Rennen. Man muss also weder Lizenzfahrer noch sonstiger Profi zu sein. Um an den Start zu gehen reicht eine ärztliche Freigabe zur Teilnahme. Da klar war, dass es so oder so eine Qual wird, hab ich mich gleich für die lange Distanz entschieden (offiziell 122 km und 3400 Höhenmeter bis zur Bergspitze). Der Startpunkt lag im kleinen Örtchen Vaison-La-Romain. 2023 hatten sich rund 4500 Teilnehmer im Juni an der Startlinie eingefunden. Dadurch, dass alle das gleiche Trikot tragen mussten, das zum Starterpaket gehörte, ergab sich ein beeindruckendes Meer an Türkis.
Mont Ventoux Gran Fondo: 4500 Teilnehmer
Nach einem etwas chaotischem Start (wie fast immer bei so vielen Teilnehmern) kamen wir nach den ersten paar Kilometern direkt in einen guten Flow. Von Grupetto zu Grupetto sind wir dann über die ersten kleinen Berge gehüpft. Nach gut 40 km gab es dann den ersten Pausenpunkt, eine perfekt organisierte Verpflegungsstation. Hier konnten alle Wasservorräte wieder gefüllt werden und es gab eine Auswahl an kleine Snacks. Nur das Damenklo hab ich vergeblich gesucht. Möchte nicht wissen, wie es im Wald nebenan am Abend gerochen hat. Von da gab es die erste große Abfahrt, perfekter Asphalt, gerade Kurven (ja die gibts :P) lieb ich ja.
Dann kam das erste Highlight: die Gorges de la Nesque. An der bis zu 400 Metern tiefen Schlucht schlängelt sich eine perfekte kleine Straße entlang, mit beeindruckendem Panorama. Eine unbedingte Empfehlung, wenn ihr mal in der Gegen seid! Hier konnten wir auch bergauf ordentlich Speed machen und es begann so langsam richtig Spaß zu machen.
Der finale Anstieg
Nach 80 km und einem erneuten Anstieg dann noch einmal Verpflegungsstation, bevor es dann so langsam ernst wurde und es in Richtung Mont Ventoux ging. Der Mont Ventoux von Bédoin aus ist schon auch ein kleiner gemeiner. 1599 Höhenmeter auf ganzen 21 km müssen überwunden werden. Dabei liegt die Steigung vor allem auf der ersten Hälfte konstant bei 9 %. In das ganze zu starten, nachdem man schon 100 km und knapp 2000 Höhenmetern in den Beinen hat, war sagen wir mal, interessant.
Rechts und links machten die ersten Teilnehmer schlapp. Manche zogen direkt ihre Schuhe aus und machten den Eindruck als seien sie davon überzeugt, die restlichen 15 km bergauf jetzt zu schieben. Bei anderen machte der Magen nicht mehr mit.
Ich hab gemerkt, dass das ganze steile Gravel-Bergwege fahren sowie die optimale Verpflegungsschule auf Bikepacking-Touren sich ein bisschen ausgezahlt haben. Diese 9 % sind mir dann gar nicht so unmöglich vorgekommen. Bin eher so ein bisschen an den restlichen Teilnehmern vorbeigeflogen 😀.
Nach gut ⅔ der Steigung gab es sogar noch einmal eine Verpflegungsstation, bei der man wieder Wasser nachfüllen konnte. So bin ich ganz entspannt oben auf 1900 Meter Höhe ins Ziel eingefahren. Mit Zielbogen und Zuschauern hat sich das ganze fast wie bei den Profis angefühlt. Mit Finisher-Medaille. Oben dann die grandiose Aussicht von diesem doch recht einmaligen Berg. Mit nichts zu vergleichen, was ich bisher gefahren bin, fast wie eine Mondlandschaft. Muss jeder Rennradfahrer mal gesehen haben.
Absolute Empfehlung
Der Mont Ventoux Gran Fondo von Lapierre ist das ultimative Abenteuer für alle, die sich einmal wie ein Profi fühlen wollen. Ein Jedermann-Rennen, bei dem du deine Grenzen auslotest und gleichzeitig die atemberaubende Schönheit der Provence genießen kannst – vorausgesetzt, du kannst noch atmen :P. Insgesamt eine unbedingte Empfehlung!
P.S.: Der Veranstalter hat ein sehr schönes YouTube Video gemacht.
Die Strecke: