Rennradfahren macht Spaß, das steht fest. Nur ist das einzig schnelle Rad, das ich Ende März besitze, ein Singlespeed Vintage Radl und damit geht’s nur kleine Hügel reibungslos hoch (das eine oder andere Mal auf Ausfahrten ins Münchner Umland bleibt mir nichts anderes übrig als hochzuschieben) und Stahl ist dann doch nicht das leichteste Material. Auch sonst ist das Fahrgefühl nicht zu Vergleichen mit dem Rennrad, das ich bisher probeweise von Anton ausleihen durfte. Daher muss ein eigenes Radl her. Nur welches Rad ist das beste für Einsteiger(innen)?
Bei absoluter Ahnungslosigkeit greife ich gern auf Schwarmintelligenz zurück, also recherchiere ich nach Rennradgruppen auf Facebook. Ich finde „MUCiclistas“, nur Frauen, die in München Rennrad fahren, perfekt! Meine Frage nach Tipps für Einstiegsrädern wird innerhalb kürzester Zeit von zahlreichen Radfahrerinnen beantwortet. Ich recherchiere die vorgeschlagenen Räder: Radon, Rose, Focus, Canyon, sagt mir alles erstmal sehr wenig.
Carbon oder Alu? Scheiben- oder Felgenbremse? Und was ist eigentlich Ultegra und braucht man das? Ich bin komplett überfordert. Eins ist mir aber schnell klar, auf jeden Fall Alu. Das Geld für Carbon ist mir dann doch zu viel, mein Limit liegt bei 1000 Euro (ich weiß ja noch gar nicht ob mir der ganze Rennrad-Kram überhaupt Spaß macht). Felgenbremse scheint mir auch gut genug, fahren die Profis ja auch, muss ja was können. ☺️
Auf der Seite von Canyon passiert es dann: Schockverliebt ins Endurace !
Ein Traum in Matt Schwarz, perfektes Design, dedizierte Frauenausführung (WMN), „Stundenlang Spaß im Sattel“ wird dort angepriesen, das klingt gut. Und der Preis unschlagbar und nur knapp über meinem Limit. Einziges Problem: Canyon bietet nur Direktvertrieb und es gibt keine Möglichkeit die Dinger Probe zu fahren (ok, man kann nach Koblenz fahren, aber will man das?). Aber das Rad lässt mich nicht mehr los. Ich messe Schrittlänge aus und nutze den Größenratgeber auf der Seite. Größe M wird ausgespuckt. Auch Anton gibt sein Go für den Kauf. Ich nehme all meinen Mut zusammen und bestelle. Wird schon passen.
Eine Woche später ist das Rad da. Es ist noch schöner als auf den Fotos im Internet. Allerdings bin ich bei der Größe hin und hergerissen, ich bin mit meinen 1,82m genau an der Grenze, ab 1,83 wäre es quasi ein L geworden. Anton hilft beim Aufbau, wir tauschen Lenker und Vorbau aus, damit ich gestreckter auf dem Rad sitze. Den passenden Sattel habe ich ja noch von meinen ersten Einheiten auf Antons Rollenrad.
Am Ende drehe ich die erste Runde. Ein Traum, jedoch ein kleiner Traum, Größe L wäre eventuell doch besser, abschließend sagen kann ich es zurzeit nicht. Aber ein Endurance Rad war die richtige Entscheidung, gemacht für lange Ausfahrten und nicht zu sportlich für den Anfang. Kann man mit dickeren Reifen (ich tausche gleich auf 28mm) auch auf nicht geteerten Straßen fahren. Ich bin vorerst sehr glücklich.
Mein Fazit
Wer keine Ahnung hat und keinen Anton zur Seite, der sollte das erste Rad vielleicht doch lieber beim verlässlichen Händler um die Ecke kaufen (das Rad von Canyon kam zerlegt in Einzelteilen an, ohne Anton wäre der Aufbau für mich doch etwas schwierig geworden). Auch die korrekte Haltung auf dem Rad ist wichtig um Rücken- und Knieschmerzen zu vermeiden, da auf jeden Fall jemanden Fragen der sich auskennt. Alu reicht für den Anfang vollkommen aus und mit Endurance Rädern ist man gut beraten, da man nicht zu gebeugt auf dem Rad sitzt. Auch die Shimano 105 Schaltung ist für den Anfang vollkommen ausreichend. Mit Vorbau, Lenker und Sattelstütze hat man viele Möglichkeiten den perfekten „Fit“ zu finden, auch wenn die Rahmengröße nicht 100%ig passt. Am Ende ist aber entscheidend welches Gefühl man auf dem Rad hat. Und ich liebe mein Rad.