Mechanische Scheibenbremsen sind tot. Lang lebe die mechanische Scheibenbremse. Für alle, die auf zuverlässige Bremsleistung setzen und sich nicht mit der Wartung von hydraulischen Systemen herumschlagen wollen, sind die mechanischen Disc Breakes immer noch eine top Wahl. Ich selbst bin großer Fan dieser Technologie, nicht nur weil die Baugröße der mechanischen Bremshebel liebe, sondern auch weil für Bikepacking Abenteuer ein simpler mechanischer Aufbau wartungstauglicher erscheint.
Zwei Modelle mechanischer Scheibenbremssättel haben sich in meiner persönlichen Erfahrungswelt besonders hervorgetan: die Growtac Equal aus Japan und die TRP HY/RD aus Taiwan. Beide haben ihre Fangemeinde, aber welche Bremse passt besser zu dir und deinem Setup? Anton macht den Vergleich.



Design und Funktion: Minimalismus oder Hybrid?
Growtac Equal: Die Growtac Equal setzt voll auf das Prinzip „Keep it simple“. Komplett mechanisch, sehr leicht (136 Gramm pro Bremssattel inkl Beläge!) und mit einem cleanen, minimalistischen Design ist sie für all jene gemacht, die keine Kompromisse beim Gewicht eingehen wollen. Und das bei bester Performance.
TRP HY/RD: Hier kommt der Hybrid-Ansatz ins Spiel. Die TRP HY/RD kombiniert mechanische Ansteuerung über Bowdenzug mit einem kleinen Hydrauliksystem direkt am Bremssattel. Das Ziel? Die einfache Montage einer mechanischen Bremse mit der Power und Modulation eines hydraulischen Systems vereinen. Das Design ist etwas wuchtiger, aber die Performance kann sich sehen lassen. Allerdings geht dieser Aufbau zu Lasten des Gewichts: über 200 Gramm bringt der Bremssattel auf die Waage.
Bremsgefühl und Performance
Growtac Equal: Die Bremse überzeugt mit einem ultra-direkten Feedback. Wenn du ziehst, passiert was – ganz ohne Verzögerung. Perfekt, wenn du Fan von präziser Dosierung bist. Bei langen Abfahrten oder bei Nässe kann sie allerdings nicht ganz mit rein hydraulischen Systemen mithalten. Die Performance hängt auch stark von der korrekten Einstellung der Bremse ab – mehr dazu weiter unten.
TRP HY/RD: Dank der hydraulischen Unterstützung bringt die HY/RD mehr Bremskraft und eine recht gute Modulation, besonders in kritischen Momenten wirst du den Unterschied merken. Ich bin Fan der TRP Bremse auch wenn die Growtac bei trockenen Verhältnissen die bessere Performance liefert.
Installation und Wartung
Growtac Equal: Grundsätzlich ist die Wartung der Growtac super einfach! Kein Entlüften, kein Spezialwerkzeug. Du brauchst nur ein bisschen Feintuning an den Zügen, und schon kannst du losfahren. Perfekt für Schrauber*innen, die ihr Bike selbst fit machen wollen. Allerdings: die Growtac Equal hat einen feststehenden Bremsbelag der händisch nachjustiert werden muss um die optimale Bremsleistung zu erhalten. Das kann schon mal nerven, weil bei zu enger Einstellung Schleifgeräusche auftreten.
TRP HY/RD: Die Installation ist relativ straightforward, aber das hydraulische Element bringt ein bisschen Komplexität mit. Sollte mal was mit der Hydraulik sein, brauchst du definitiv mehr Know-how oder einen Besuch in der Werkstatt. Man sollte die TRP HY/RD auch schon mal entlüften (bleeden) so wie das auch bei komplett hydraulischen System notwendig ist. Dafür bewegen sich beide Bremskolben im Sattel und gleichen somit den Verschleiss der Bremsbeläge aus! Ein Feature, das ich durchaus schätze und die Growtac nicht mitbringt. Die Bremsbeläge der TRP Bremse sind etwas größer als die der Growtac.



Kompatibilität: Für jedes Set-up?
Beide Bremsen sind mit fast allen mechanischen Schalt- und Bremshebeln kompatibel. Egal, ob du SRAM, Shimano oder Campagnolo fährst – sie funktionieren. Die Growtac Equal ist vor allem für Bikes gedacht, die auf Low Weight und cleane Optik setzen, während die TRP HY/RD für alle interessant ist, die maximale Bremsleistung wollen, ohne gleich auf komplette hydraulische Systeme umzusteigen. Anmerkung: es gibt sogenannte Short Pull und Long Pull Bremshebel, die beiden Bremssättel funktionieren mit Short Pull, für die TRP Bremse gibt es allerdings auch einen Conversion Kit für noch bessere Bremskraft bei Short Pull.
Ausserdem muss man wegen der Bauhöhe der TRP Bremse das Einbaumaß an der Hinterachse beachten, bei kleinen Rahmengrößen könnte es Probleme geben.
Preis und Value for Money
Growtac Equal: Nicht günstig aber gut. Du bekommst eine superleichte und zuverlässige Bremse, die deine Erwartungen an mechanische Systeme übertreffen wird. Der Import aus Japan verursacht auch relativ hohe Transport- und Zollkosten.
TRP HY/RD: Die TRP Bremse ist mittlerweile recht günstig zu haben und du bekommst ein Hybrid-System, das Performance-technisch nah an vollhydraulische Bremsen herankommt. Gerade für Gravel-Abenteuer oder lange Abfahrten lohnt es sich. Allerdings ist ein vollhydraulischer Bremssattel immer noch günstiger und am Ende von der Bremsleistung her besser.
Welche mechnische Bremsen gibt es außerdem?
Die Juin Tech GT-F – Eine echte Alternative für Power-Liebhaber
Die Juin Tech GT-F richtet sich an Fahrer*innen, die das Beste aus beiden Welten wollen: einfache Installation wie bei mechanischen Bremsen, gepaart mit der Leistung, die man sonst nur von vollhydraulischen Systemen kennt. Gerade für Gravel-Bikes und Bikepacking-Abenteuer, wo schwere Beladung und wechselnde Bedingungen an der Tagesordnung sind. Die GT-F kommt mit 4-Kolben-Design, das speziell für Fahrer*innen entwickelt wurde, die maximale Bremskraft und Kontrolle suchen.

Wie schlägt sich die GT-F gegen Growtac Equal und TRP HY/RD?
Gegen Growtac Equal: Während die Growtac Equal durch ihr puristisches, mechanisches Design besticht, liefert die GT-F durch die Hydraulik mehr Power. Der Gewichtsunterschied ist spürbar, aber die Performance der GT-F übertrifft die Equal in intensiven Bremsmomenten.
Gegen TRP HY/RD: Beide sind Hybridsysteme, aber die GT-F hebt sich durch die zusätzliche Bremskraft der 4-Kolben-Konstruktion ab. Wenn du häufig steile oder technische Strecken fährst, bietet die GT-F die bessere Kontrolle.
Negative Aspekte der GT-F
Die GT-F neigt bei langen Abfahrten zu überhitzen. Durch den sehr kleinen Hydraulik-Ausgleichsbehälter dehnt sich die Hydraulikflüssigkeit aus und blockiert im schlimmsten Falle die Bremse. Das kann natürlich durch kleine Pausen auf langen Abfahrten verhindert werden.
TRP Spyre: Der Klassiker unter den mechanischen Scheibenbremsen
Die TRP Spyre ist eine der beliebtesten rein mechanischen Scheibenbremsen und bietet ein unschlagbares Verhältnis aus Preis, Leistung und Einfachheit. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist der Dual-Piston-Mechanismus, bei dem beide Bremsbeläge gleichzeitig bewegt werden. Das sorgt für eine gleichmäßigere Belagabnutzung und eine präzisere Dosierbarkeit. Eine einfache Lösung, die recht gut funktioniert.
Youtube Video mit einer ähnlichen Gegenüberstellung: www.youtube.com/watch?v=S1aLLsxIX3Y