Canyon Ultimate vs. Cannondale SuperSix

Tage die sich anfühlen als ob sie der Feder eines Drehbuchautors entsprungen wären, sind vielleicht nicht der passende Zeitpunkt um Rennrad-Reviews zu veröffentlichen. Oder eben dann doch, weil gerade mitten im Corona-Wahnsinn ein wenig triviale Normalität gut tut. #stayathome #flattenthecurve

Location: Mallorca

Alle Fotos sind auf Mallorca entstanden. Es war mein erstes Mal auf der Mittelmeer-Insel und ich konnte mir nicht vorstellen wie perfekt die Situation hier für Rennrad-Fahrer ist. Eine Woche lang perfekte Straßen und extrem freundliche Menschen.

Performance Road Racing Bikes

Nun aber zu meinem Plan für 2020: Ein neues Rennrad soll her. Und mit meinen ungewöhnlichen Maßen von:

  • Größe: 183 cm
  • Schrittlänge 91,6
  • Armlänge 64

ist das ein sehr spezielles Unterfangen. Der klassische 56er Rahmen ist nicht immer optimal (Knielot, Sitzhöhe und Oberrohrlänge sind meist an der Grenze) – erst recht dann nicht, wenn die Sattelstütze kein oder nur wenig Setback unterstützt. Und bei modernen Aero-Rahmen ist man meist auf die proprietären Sattelstützen der Hersteller angewießen. Unter diesen Vorraussetzungen und innerhalb des Bereichs persönlicher Vorlieben stehen das Canyon Ultimate und das neue Cannondale SuperSix EVO ganz oben auf der Liste

Die Kontrahenten

Canyon Ultimate CF SLX
Cannondale SuperSix EVO

Mallorca ist ein El Dorado der Bike Rental Shops. Canyon ist mit einer „Canyon Base“ im Süden der Insel vertreten, das Cannondale stammte von Mallorca Bike Hire. Die Canyon Base ist nicht gerade gut gelegen – relativ weit weg von den bekannten Strecken wie Cap Formentor oder Sa Calobra sind auf der anderen Seite der Insel. Die Auskunft der Canyon Mitarbeiterin lautete nur „Canyon ist anders“. Vielleicht in dieser Hinsicht zu anders.

Das Ultimate ist nicht für sandige Straßen gemacht. Canyon ist anders.

Seltsame Kommentare der Canyon Servicemitarbeiterin.

Ganz andes bei dem Cannondale Shop: einfach, unkompliziert und freundlich. Das Beste: direkt in Pollença gelegen – im Zentrum der besten Routen auf Mallorca.

Die Eindrücke

Das Canyon Ultimate CF SLX war in Größe M knapp kalkuliert für mich. Größe L wäre allerdings sehr groß gewesen und deshalb startet der Versuch am Sattelstützen-Auszugslimit. Das Ultimate kam in der Version mit Rim Brakes – eine weitere Premiere für mich. Der Gesamteindruck vom Ultimate war relativ durchzogen: der Rahmen ist extrem steif, sicher ein Vorteil im Race-Modus aber als Langstreckenrad bzw. Allroundrad relativ mühsam für meine Begriffe. Die kleine Rahmenhöhe führt zu einer unglaublich agilen Front – bergab nahzu unfahrbar im Vergleich zu meinen alten Rädern. Auch musste ich lernen, dass der Umstieg auf Felgenbremsen nach den Jahren mit Disc-Brake keine gute Idee ist und eine elektrische Schaltung eher ein Luxus für Technikbegeistete ist. Mein Fazit: ein tolles Bike, ultra steif und auch noch sehr schön klassisch gebaut. Allerdings weit weg von meiner Vorstellung eines perfekten Allroundfahrzeugs.

Cannondale SuperSix Evo 2020: der Nachfolger meines alten SuperSix mit Diamant-Rahmen wird im Netz eigentlich nur gelobt. Ich selbst war immer zufrieden mit dem alten SuperSix, bis auf den Umstand, dass das Hinterrad per Schnellspanner fixiert wird. In Kombination mit einer Disc-Bremse keine optimale Lösung. Beim neuen Modell gibt es nun 12 mm Steckachsen vorne und hinten.
Der 56 Rahmen ist bei meiner Beinlänge leider schon am Limit, Cannondale verbaut eine D-Shape Sattelstütze, für die es keinen Ersatz im Teilehandel gibt. Eine Einschränkung, die die Anpassung an Beinlänge und Kniewinkel erschwert.
Insgesamt ist der Fahreindruck aber wirklich toll. Ein fast perfektes Bike mit hohem Fahrkomfort und einem Handling, das beeindruckt. Die Fahrt mit dem Bike gibt einem wirklich das Gefühl von Sicherheit und man meint die Aero-Optimierung förmlich zu spüren. Vielleicht sollte sich Cannondale irgendwann mutigere Design-Varianten überlegen, aber sonst ist selbst das normale EVO Rad eine Empfehlung wert.