To gravel or not to gravel, das ist hier die Frage

Mir wurde ein großes Abenteuer angepriesen. Einmal Berge fahren und zurück. Über 100km an einem Tag. Hatte ich noch nie gemacht, könnte man ja mal probieren, dachte ich mir. Eine Tasche durfte ich packen, die Anton dann als Gewichts-Penalty aufgeschnallt bekam. An Tag 1 ging es dann vorbei an wunderschöner Landschaft in den Süden von München, alles was wir brauchten auf dem Rad dabei, ein Gefühl von Freiheit stellte sich ein. Ein Traum, dieses Radfahren. Den Starnberger See ließen wir schnell hinter uns, ich hielt gut mit und alles lief hervorragend.

Keine Liebe auf den ersten Blick.
Keine Liebe auf den ersten Blick: Gravel.

Bis wir auf einen Weg in Murnau einbogen, bei dem ich dachte, wird bestimmt gleich wieder asphaltiert sein, wirkte nämlich mehr wie ein Wanderweg. Bis sich herausstellte, das ist Gravel. Und Gravel ist quasi das neue Topthema der Rennradszene und war von Anton hier explizit als Route gewählt worden. Also ein Weg, mit ganz ganz vielen kleinen Steinchen, Wurzeln und gelegentlichen Schlaglöchern. Unmöglich die Aufmerksamkeit auch nur einen Moment vom Untergrund zu nehmen.

Ich klammerte mich förmlich an meinen Lenker, der mich jede Unebenheit in meinem ganzen Körper spüren ließ. Ein Rennrad auf Gravel, zwar nicht unmöglich, aber irgendwie für mich nicht das erhoffte große Kino. Das wurde mir nämlich von Anton angekündigt, der mir seit Wochen von Gravel-Ausfahrten vorschwärmte und aus diesem Grund nach dem Kauf meines Rennrades meine 23mm Reifen sofort auf 28mm tauschte. Mit großem Unmut versuchte ich nun mit Anton mitzuhalten, der quasi über diese Steine nur so hinwegflog. Die einzigen Räder, die uns entgegenkamen, waren Mountainbikes, deren Fahrer uns etwas mitleidig ansahen. Als der Weg irgendwann nur noch ein schmaler Trampelpfad war, verfluchte ich dieses „Gravel“ und auch Anton ein bisschen.

Gravel und ich, das war auf keinen Fall Liebe auf den ersten Blick.

Irgendwie schafften es wir dann wieder aus der Gravelhölle zu entkommen. Entlohnt wurde ich dann mit Radfahreressen mit Blick auf den Kocheler See und Saunabesuch nach 120km auf dem Rad. Aber Gravel, das muss erstmal nicht mehr sein.