Rosenheimer Radmarathon aka Ride through hell

Der Rosenheimer Radmarathon war sowas wie eine geplante Zustandsüberprüfung der eigenen Leistungsfähigkeit. Diese Aufgabe hat die Veranstaltung perfekt erfüllt, wenn auch mit eher enttäuschendem Ergebnis.

Geplant waren rund 230 km und dabei über 4000 hm zu überwinden. Das klingt am Papier immer sehr viel machbarer als in Wirklichkeit, dennoch war ich voller Zuversicht den Endurance-Tag mit Erfolg abzuschließen. Es begann aber schon irgendwie durchzogen – in das Starterfeld der langen Tour mischten sich auch Teilnehmer anderer Streckenverläufe, was dazu führte, dass immer wieder bei Routenabzweigen Lücken in den Gruppen entstanden.

Nach 10 km war die Gruppe gesprengt und ich alleine unterwegs.

Bisschen ärgerlich, weil man ja schon für das Gruppenerlebnis an solchen Ausfahrten teilnimmt. Insgesamt muss man leider sagen, dass speziell in der Gruppe der Wahnsinnigen sich für mich keine passende Gruppe gefunden hat. Immer wieder wurden extrem Tempoverschärfungen von Bummelepisoden unterbrochen. Es kam irgendwie kein echter Flow auf.

Rosenheim
Die Hügellandschaft rund um Rosenheim ist eine echte Pracht.

Die ersten Bergwertungen

Die 4000 hm teilten sich recht gleichmäßig auf den Streckenverlauf auf – allerdings gab es schon zu Beginn mit dem Anstieg bei Effenstätt was zum Aufwärmen und dann am Sudelfeld die Spreu-von-Weizen-Trennung. Bis dahin alles im grünen Bereich. Bayrischzell, Thiersee, Kufstein eine wirklich fantastische Stecke mit ganz schön viel natural eye candy.

Anton Ingomar
Volle Motivation. Zumindest am frühen Morgen.

Es waren zu dem Zeitpunkt rund 100 km geschafft und 3,5 Stunden vergangen. D.h. es war ca 11:30 und 32° heiß. Die nächsten 1000 hm verschärfte sich die Temperatur noch mal und der Wahoo zeigte über 40° (Celsius falls jemand Zweifel hat). Eine unglaubliche Hitzeschlacht, die einige Opfer mit sich brachte: immer mehr Teilnehmer saßen am Straßenrand und ergaben sich ihrem Schicksal.

Das Finale

Ich selbst hab gelernt, warum alle Profis immer löffelweise Salz in die Trinkflasche kippen: Oberschenkelkrämpfe quälten mich und trugen nicht gerade zu ganz großer Euphorie bei. Nach rund 6,5 Stunden und ca. 5 Liter Flüssigkeitsinput beschloss ich, das große Vorhaben aufzugeben und den Heimweg anzutreten. Ich bin nicht sicher, ob mir schon jemals in meinem Leben so heiß war. Eine neue Erfahrung. Die Beschilderung war auf jeden Fall 100% richtig: extrem.

Die Strecke




Die Organisation

Grundsätzlich bin ich dankbar für jede Veranstaltung dieser Art. Allerdings hatte ich mir ein wenig mehr von den Labestationen erhofft, als Gluten-Allergiker ist mir natürlich bewusst, dass das kulinarische Angebot begrenzt sein wird. An den meisten Stationen gab es allerdings billigen Discounter-Kuchen und Müsliriegel nebst einem undefinierbaren Iso-Getränk und reinem Wasser (wobei sogar das nicht garantiert war). Da hatte ich für 42 Euro Startgebühr ein wenig mehr erwartet (keine sündhaft teure Sportlernahrung aber halt vielleicht nicht nur Zucker, Fett und weißes Mehl). Dennoch: sehr gute Streckenwahl mit guter Beschilderung und auch sonst war die Veranstaltung ohne Zweifel sehr gut organisiert.

Die Mitstreiter

Ein Wort noch zu den Teilnehmern: für mich immer wieder spannend mit welcher Ausrüstung die Hobbysportler an den Start gehen. Alles war mit dabei vom 20 Jahre alten Alu-Renner bis zur High-Tech-Carbonmaschine. Gewundert hat mich allerdings nur, dass selbst 10.000 Euro teure Räder nicht mit Leistungsmessung gefahren wurden. Da würde ich lieber anderswo einsparen als darauf zu verzichten.