Bikepacking nach Nizza: die Route des Grandes Alpes

Im Juli 2024 machten wir uns auf den Weg, um eine der legendärsten Routen für Radfahrer zu bezwingen: Die Route des Grandes Alpes. Diese berühmte Strecke führt über einige der höchsten und herausforderndsten Alpenpässe Frankreichs, vom Genfer See bis ans Mittelmeer. Das Wetter auf unserem Trip war genauso abwechslungsreich wie die Landschaft – von glühender Sonne bis zu kühlen, nebelverhangenen Bergpässen.

Bikepacking nach Nizza verlangte uns alles ab: Mit vollgepackten Rädern und tausenden Höhenmetern durchquerten wir die Alpen, kämpften uns über Pässe wie den Col de l’Iseran, den Cormet de Roselend und den berühmten Col du Galibier. Mit durchschnittlich weit über 2.000 Höhenmetern pro Tag testete die Route unsere physische und mentale Ausdauer. Doch jede Anstrengung wurde belohnt – die Ankunft in Nizza war ein magischer Moment. Wir sind aus logistischen Gründen nicht am Genfer See gestartet, sondern in Luzern in der Schweiz. Es folgt eine detaillierte Etappen-Beschreibung.

Etappe 1: Von Luzern nach Saanen

Distanz: 138 km
Höhenmeter: 2.340 m

Gestartet sind wir in Luzern, wo wir unser Auto geparkt haben. Von dort ging es Richtung Westen. Die Route begann sanft, aber bald ging es durch die hügelige Landschaft des Entlebuch Biosphärenreservats, das mit seinen weiten Wiesen und dichten Wäldern beeindruckte. Wir erreichten den Thunersee, dessen tiefblaues Wasser von den schneebedeckten Gipfeln der Berner Alpen eingerahmt ist. Nach einer kurzen Pause führte die Route weiter bergauf ins Simmental, bis wir schließlich das ruhige Saanen im Kanton Bern erreichten.

Luzern



Etappe 2: Von Saanen nach Morzine

Distanz: 130 km
Höhenmeter: 2.330 m

Auf der zweiten Etappe führt die Route durch Gstaad über den Col de la Croix (1733 m) in die französisch-sprechende Region um Aigle. Wir entschieden uns dann für einen anderen Weg nach Morzine, den ich aber auf keinen Fall empfehlen würde. Daher habe ich euch die Alternative über den Genfer See und Thonon-les-Bains geplant. Hier startet offiziell die Route des Grandes Alpes. Morzine ist ein bekanntes Ziel für Mountainbiker und Wintersportler und bietet viele Unterkünfte.




Etappe 3: Von Morzine nach Bourg-Saint-Maurice

Distanz: 134 km
Höhenmeter: 3.110 m

Tag 3 wartete mit den krassesten Höhenmetern auf unserem Trip auf. Nach dem Col des Saisies befuhren wir den schönsten Pass, den ich je mit meinem Rad befahren durfte: den Cormet de Roselend. Am See angekommen ergoss sich dann ein Regenschauer über uns. Hat aber der Schönheit da oben einfach keinen Abbruch getan. Eine absolute Empfehlung an jeden Radfahrer, diesen Pass einmal in seinem Leben gefahren zu sein.




Etappe 4: Von Bourg-Saint-Maurice nach Fourneaux

Distanz: 105 km
Höhenmeter: 2.340 m

Auf der vierten Etappe führte unsere Route von Bourg-Saint-Maurice über den mächtigen Col de l’Iseran (2.764 m), den höchsten asphaltierten Pass der Alpen. Der Anstieg war lang, aber die spektakulären Ausblicke auf die umliegenden Gletscher und Täler machten jede Anstrengung wert. Wenn man Glück hat, sieht man auch Murmeltiere. Nach der anspruchsvollen Abfahrt in das Tal von Bonneval-sur-Arc ging es weiter bis nach Fourneaux. Dieser Ort war nicht sehr pittoresk und hatte auch keine guten Restaurants, würde hier ein anderes Ziel empfehlen.




Etappe 5: Von Fourneaux nach Briançon

Distanz: 92,6 km
Höhenmeter: 2.250 m

Zwei berühmte Anstiege erwarteten uns auf Etappe 5. Der Col du Télégraphe (1.566 m) und der legendäre Col du Galibier (2.642 m), einer der höchsten Pässe der Alpen. Der erste Pass ist relativ unspektakulär und der Col du Galibier konnte uns nach den Pässen der Vortage nicht mehr aus den Socken hauen. Insgesamt natürlich trotzdem eine absolut zu empfehlende Etappe. Wir haben bewusst die km für diesen Tag etwas reduziert, um am Ende ein bisschen Rest in Briançon einbauen zu können.




Etappe 6: Von Briançon nach Barcelonnette

Distanz: 100 km
Höhenmeter: 2.450 m

Der Tag beginnt mit dem epischen Col d’Izoard (2.360 m), bekannt für seine Mondlandschaft und die unglaublichen Felsformationen. Die Abfahrt nach Guillestre (super Stopp für eine Pause) führt durch enge Schluchten und beeindruckende Felswände. Danach geht es weiter über den sanften Col de Vars (2.108 m) nach Barcelonnette, einer ruhigen Stadt im Herzen der französischen Alpen. Da der Ort 2024 Ankunftsort der Tour de France war, war dort sehr viel los. Absolut zu empfehlen!




Etappe 7: Von Barcelonnette nach Saint-Martin-Vésubie

Distanz: 117 km
Höhenmeter: 2.840 m

Die siebte Etappe führte uns auf einen der beeindruckendsten Pässe der Alpen und mein persönliches zweites Highlight auf unserem Trip: den Col de la Bonette (2.802 m). Dieser gilt auch als der höchste asphaltierte Pass Europas. Im Gegensatz zum Iseran liegt der höchste Punkt aber nicht mehr auf dem Pass (da Schleife), daher sagen die einen so und die anderen so. Der Anstieg war lang und fordernd, doch die Aussicht auf die umliegenden Gipfel und Täler war einfach atemberaubend. Bester View ever. Nach der steilen Abfahrt ging es durch die verwinkelten Täler der südfranzösischen Alpen bis nach Saint-Martin-Vésubie, wo die Etappe endete.




Etappe 8: Nizza!

Distanz: 91 km
Höhenmeter: 1.530 m

Die letzte Etappe sollte eigentlich mit dem berühmten Col de Turini (1.607 m) beginnen, der für seine Serpentinen und spektakuläre Aussicht bekannt ist. Leider machte uns die L’Étape du Tour einen Strich durch die Rechnung, und wir mussten aufgrund von Straßensperrungen anders fahren. Ihr solltet den aber unbedingt mitnehmen. Schließlich erreichten wir Nizza, wo die Fahrt entlang der sonnigen Promenade des Anglais endete – ein krönender Abschluss nach all den Anstrengungen und Höhenmetern der vergangenen Tage. Durch die relativ kurze Etappe gab es dann auch noch viel Zeit am Strand zu chillen und uns ein kleines bisschen zu feiern.




Von Nizza aus ging es für uns dann noch weiter bis nach Savona in Italien. Von dort haben wir den Zug an den Comer See genommen und sind wieder zurück nach Luzern gefahren. So konnten wir den gesamten Trip ohne Flixbus bewältigen.

Alle Climbs auf der Tour:

  • Col de la Croix auf 1.778 m
  • Col du Corbier auf 1.237 m
  • Col des Saisies 1.681 m
  • Cormet de Roselund auf 1.968 m
  • Col de l‘Iseran auf 2.763 m
  • Col du Télégraphe auf 1.566 m
  • Col du Galibier auf 2.642 m
  • Col de Vars auf 2.108 m
  • Col de la Bonette auf 2.802 m
  • Col de la Colmiane auf 1500 m (als Ersatz für Turini)

Solltet ihr jetzt auch Bock haben, diese Tour nachzufahren, findet ihr alle hier beschrieben Etappen in dieser Komoot Collection: Hier klicken